08.01.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Towers Watson GmbH.
Die heutigen Berufseinsteiger setzen für ihr Ruhestandseinkommen deutlich stärker auf die betriebliche Altersversorgung (bAV) als auf die gesetzliche Rente. Gut ein Viertel (26 Prozent) der Mitarbeiter unter 25 Jahren nennen die bAV als wichtigste Einkommensquelle im Ruhestand. 20 Prozent setzen auf Ersparnisse. Hingegen verlassen sich weniger als ein Fünftel (19 Prozent) zuerst auf die gesetzliche Rente. 13 Prozent rechnen damit, auch nach Ruhestandsbeginn noch auf ein ergänzendes Arbeitseinkommen angewiesen zu sein.
Auch die 25- bis 29-Jährigen nennen die bAV noch etwas häufiger (22 Prozent) als die gesetzliche Rente (21 Prozent) als wichtigste Einkommensquelle im Ruhestand. Das unterscheidet sie von den älteren Jahrgängen, die sich noch stärker auf die gesetzliche Rente verlassen: Mitarbeiter ab 30 Jahren geben staatliche Altersbezüge am häufigsten als wichtigste Form der Ruhestandsfinanzierung an. Über alle Altersgruppen hinweg wird die bAV am zweithäufigsten als wichtigste Einkommensquelle im Ruhestand genannt.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Towers-Watson-Studie „Altersversorgung und bAV aus der Arbeitnehmerperspektive“. Hierfür hatte die Unternehmensberatung im Frühjahr rund 2.000 Arbeitnehmer aus Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern befragt. Aktuell wurden die Daten noch einmal gesondert nach Altersgruppen analysiert. Knapp 80 Prozent der Befragten verfügen über eine Betriebsrentenzusage.
„Die heutigen Berufseinsteiger rechnen von vornherein damit, dass sie sich selbst aktiv um ihre Ruhestandsversorgung kümmern müssen“, erklärt Dr. Thomas Jasper. „Das belegen diese Zahlen sehr eindrucksvoll.“ Der Leiter der bAV-Beratung bei Towers Watson betont: „Die Tatsache, dass die bAV für die Ruhestandsfinanzierung am häufigsten genannt wird, zeigt, dass die Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber großes Vertrauen entgegenbringen, aber auch ein entsprechendes Engagement von Unternehmensseite erwarten. Unternehmen, die Mitarbeitern und Bewerbern ein gutes bAV-Angebot unterbreiten, können daher im Wettbewerb um gute Nachwuchskräfte punkten.“
Ihre Lebensarbeitszeit schätzt die Generation Y als sehr lang ein. Mehr als ein Drittel der Mitarbeiter unter 25 (37 Prozent) und knapp ein Viertel der Mitarbeiter in der Altersgruppe 25-29 (23 Prozent) gehen davon aus, dass sie bis ins siebzigste Lebensjahr oder länger arbeiten werden. Einen Rentenbeginn mit 65 Jahren oder sogar eher fassen nur ein Drittel der unter 25-Jährigen ins Auge (34 Prozent); bei den 25- bis 29-Jährigen sind es 42 Prozent.
Mehr als ein Achtel der unter 30-Jährigen rechnet damit, auch im Ruhestand noch auf ein Arbeitseinkommen angewiesen zu sein (unter 25 Jahre: 13 Prozent, 25-29 Jahre: 14 Prozent). Anne Becker, Senior Consultant bei Towers Watson, meint dazu: „Damit zeigt sich diese Generation skeptisch in puncto Ruhestandsfinanzierung – und das, obwohl sie ihre Lebensarbeitszeit realistisch einschätzt und auch die Zeit nach dem 65. Lebensjahr noch für den Ausbau ihrer Ruhestandsfinanzierung nutzen kann.“
bAV-Experte Jasper ergänzt: „Angesichts dieser langen Lebensarbeitszeit müssen die traditionellen Karrierepfade überarbeitet und die Pensionspläne darauf angepasst werden. Ob der heutige Berufseinsteiger in vierzig Jahren tatsächlich noch arbeiten möchte und kann, lässt sich jetzt nur schwer prognostizieren. Künftig wird die bAV in Kombination mit Lebensarbeitszeitkonten, Demografiefonds und Altersteilzeit- oder Teilrentenmodellen noch viel stärker genutzt werden, um die rentennahen Arbeitsphasen sowie einen flexiblen Übergang in den Ruhestand zu gestalten.
Dabei kann die bAV auf zwei Herausforderungen antworten: Einerseits kann sie einen frühen Ausstieg aus dem Erwerbsleben oder den Umstieg auf eine rentennahe Teilzeitarbeit finanziell unterstützen, wenn Mitarbeiter ihre Tätigkeit, beispielsweise aufgrund einer großen körperlichen Belastung, nicht bis zum Rentenalter ausüben können. Andererseits kann sie auch so gestaltet werden, dass sie beispielsweise Wissensträger motiviert, über das Ruhestandsalter hinaus zu arbeiten.“ Im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Herausforderungen komme es darauf an, das Zusammenspiel ruhestandsbezogener HR-Instrumente so zu gestalten, dass sie die richtigen Anreize für die jeweiligen Mitarbeitergruppen setzen und flexible Entscheidungen über den jeweiligen Ruhestandsbeginn ermöglichen, führt Jasper aus.
Über alle Altersgruppen hinweg sind drei Viertel der Befragten in einem gewissen Umfang bereit, Bezüge in eine garantierte Rente umzuwandeln. Ein genauerer Blick in die Daten zeigt, dass diese Vorsorgebereitschaft deutlich mit der Teilnahme an einem betrieblichen Pensionsplan korreliert. 83 Prozent der Mitarbeiter mit einem Pensionsplan, der sowohl von Arbeitgebern als auch von Arbeitnehmern finanziert wird, würden für ihre betriebliche Altersvorsorge eigenes Geld in die Hand nehmen. Unter den Mitarbeitern ohne bAV sind es nur 63 Prozent.
Jasper interpretiert diese Zahlen so: „Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen Pensionsplan anbieten, demonstrieren damit, dass eine zusätzliche Altersvorsorge der Regelfall sein sollte. Das überzeugt eventuell auch ‚Vorsorgemuffel‘ und Mitarbeiter, die sich mit ihrer Ruhestandsfinanzierung – ob privat oder im Rahmen der bAV – noch gar nicht auseinander gesetzt haben. Damit leisten die Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Alterssicherung in Deutschland. Gleichzeitig nützt ihnen das selbst – denn Mitarbeiter wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei der Altersvorsorge unterstützt. Dieses Engagement honorieren sie mit Loyalität.“
Für die Studie „Altersversorgung und bAV aus der Arbeitnehmerperspektive“ wurden im Januar 2012 rund 2.100 Arbeitnehmer aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern zu den Themen Altersversorgung und bAV befragt. Darunter verfügten knapp 80 Prozent über eine betriebliche Altersversorgung. Für die spezifischen Fragen zur bAV wurden nur die Antworten dieser Mitarbeitergruppe ausgewertet. Aktuell wurden die Daten noch einmal gesondert nach Altersgruppen analysiert.
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