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Deutsche Städte bei HR-Risiko im globalen Mittelfeld

08.08.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Aon Hewitt GmbH.

Studie von Aon Hewitt zeigt Hürden bei Recruiting, Beschäftigung und Umstrukturierungsmöglichkeiten auf

Deutsche Städte landen in einer Untersuchung von Aon Hewitt zum HR-Risiko nur im globalen Mittelfeld. Im europäischen Vergleich belegten Berlin und Frankfurt die Plätze 13 und 14 von insgesamt 29 betrachteten Standorten. Der sogenannte "People Risk Index", den die Personalmanagement-Spezialisten seit 2011 jährlich ermitteln, basiert auf der Analyse der Faktoren Demografie, Aus- und Weiterbildung, Talententwicklung, Beschäftigungspraktiken und gesetzlichen Vorgaben.

Er zeigt an, welchen Risiken Unternehmen an 131 verschiedenen Standorten gegenüberstehen, wenn es um das Recruiting und die Beschäftigung von Mitarbeitern sowie Umstrukturierungsmöglichkeiten geht. Die schwierigsten Verhältnisse finden Unternehmen in Lagos (Nigeria), Addis Abeba (Äthiopien), Bagdad (Irak), Sanaa (Jemen) und Damaskus (Syrien) vor. Von den geringsten Problemen können Arbeitgeber in New York, Toronto, Singapur, Montreal und London ausgehen. Im europäischen Vergleich folgen Kopenhagen, Zürich, Stockholm und Amsterdam auf den Spitzenplätzen hinter der britischen Hauptstadt. Berlin und Frankfurt schlagen nur die Konkurrenz aus den südlichen und östlichen EU-Staaten. Im weltweiten Vergleich erreichen sie nur die Plätze 41 und 44. Seit 2011 sind die Risiken in Deutschland sogar noch gewachsen: Im letzten Jahr lagen Berlin und Frankfurt noch gemeinsam auf Rang 40. Zurückzuführen ist das laut Dr. Wolf-Bertram von Bismarck, Leiter des Bereichs Talent in EMEA bei Aon Hewitt, vor allem auf den Mangel an Fachkräften, die zunehmende Überalterung der Gesellschaft und die strikten gesetzlichen Vorgaben.

Steigende Lohnkosten und anhaltend volatile wirtschaftliche Rahmenbedingungen machen Talentmanagement zum wichtigen Erfolgsfaktor für multinationale Unternehmen. Viele passen daher ihre Strategie für das Gewinnen neuer Talente an und ziehen bei der Auswahl neuer Standorte auch das HR-Risiko in Betracht. "Geeignete Standorte sowie eine erfolgreiche Personalplanungsstrategie finden Unternehmen nur, wenn sie neben den Lohnkosten auch Faktoren wie den Bildungsgrad, die Quote der arbeitsfähigen Bevölkerung und die Wahrscheinlichkeit, geeignete Fachkräfte zu finden, berücksichtigen", so von Bismarck.

Warum Deutschland nur Mittelmaß ist

Dass Deutschland weit hinter Großbritannien, Frankreich, Skandinavien, Österreich und der Schweiz zurückliegt, überrascht auf den ersten Blick. Die Detailergebnisse zeigen, dass Berlin und Frankfurt in den meisten Bereichen mit den besten Städten mithalten können. In der Kategorie "Bildung" liegen die deutschen Städte und der Spitzenreiter New York in den meisten Teilbereichen fast gleichauf – abgesehen von den Ausgaben für das Bildungssystem, bei denen Berlin und Frankfurt weit abfallen. "Für Unternehmen bedeutet das, dass der Nachwuchs an Fachkräften nicht gesichert ist, wie der gern überhörte Schrei der Industrie in Deutschland nach qualifiziertem Nachwuchs bereits zeigt", interpretiert der Experte von Aon Hewitt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Sparte "Entwicklung von Talenten". Die deutschen Städte übertreffen andere Standorte vor allem bei der Vielsprachigkeit der Fachkräfte – verlieren den Vorsprung aber dank des hohen Brain Drains, also der Abwanderung der Fachkräfte ins Ausland, wieder. "Mit am schwersten wiegt die Überalterung der Gesellschaft und die mangelnde Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte", so von Bismarck. "Unternehmen mit Standorten in Deutschland müssen sich tatsächlich ernsthaft Gedanken darüber machen, woher sie zukünftig ihre Fachkräfte rekrutieren. Entsprechend hoch ist die Konkurrenz um die qualifizierten Köpfe, sie im Betrieb zu halten erfordert Engagement und Investitionen. Auch das spricht – im Vergleich zu New York oder London – gegen die deutschen Standorte."

Dass Deutschland gegenüber den Nachbarländern der DACH-Region zurückfällt, liegt ebenfalls an den strikteren gesetzlichen Vorgaben, der höheren Auswanderungsquote, den geringeren Bildungsausgaben und den rigideren Lohnkosten. "Obwohl Deutschland derzeit der scheinbar sichere Hafen in der Euro-Krise ist, den viele Arbeitnehmer und Unternehmen ansteuern, gibt es deutlichen Verbesserungsbedarf", meint von Bismarck. "Um für die Zukunft gerüstet zu sein müssen Arbeitge-ber und Staat Mechanismen finden, Deutschland zu einem attraktiveren Standort für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu machen. Nur so lässt sich der hohe Standard, den das Land und seine Unternehmen erreicht haben, aufrecht erhalten."


Über den Aon Hewitt People Risk Index
Die Ergebnisse des Aon Hewitt People Risk Index beruhen auf Daten aus mehr als 100 statistischen Quellen sowie Ergänzungen von Aon Hewitt-Beratern aus den jeweiligen Ländern und Regionen, die das Aon Hewitt Regional Talent & Rewards Analytics Center in Singapur über einen Zeitraum von sechs Monaten sammelt und analysiert. Die 131 aufgeführten Städte wurden aufgrund von Faktoren wie Einwohnerzahl, Bevölkerungswachstum, Höhe der Unternehmensinvestitionen und ihrer geografischen Verteilung ausgewählt. Der Index bestimmt 30 qualitative und quantitative Faktoren aus fünf Bereichen: Demographie, Bildung, Unterstützung durch die Regierung, Entwicklung von Talenten und Beschäftigungspraktiken.

Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 1 (kleinstes Risiko) bis 10 (größtes Risiko). Der Bereich Beschäftigungspraktiken umfasst 10 der insgesamt 30 Faktoren und wurde mit 50 Prozent gewichtet. Der niedrigste Risikowert, den ein Standort erhalten kann, liegt daher bei 25, der höchste bei 250.

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