20.03.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Mercer Deutschland GmbH.
Die DAX-Unternehmen haben im Jahr 2012 zweistellige Pensionserträge erzielt. Das Pensionsvermögen ist im Vergleich zu 2011 von 171 Mrd. Euro um etwa 12 Prozent auf rund 193 Mrd. Euro angestiegen. Hiervon entfallen über 10 Prozent auf Erträge aus dem angelegten Kapital. Dabei haben die am stärksten vertretenen Anlageklassen, nämlich festverzinsliche Wertpapiere mit einem Anteil von 65 Prozent und Aktien mit einem Anteil von 21 Prozent, um etwa 13 Prozent bzw. 20 Prozent an Wert gewonnen.
Dies sind die Ergebnisse einer Analyse des internationalen Beratungsunternehmens Mercer, für die die bereits erschienenen Geschäftsberichte von 23 DAX-Unternehmen, die über 90 Prozent der Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen im DAX repräsentieren, herangezogen wurden.
„Offenbar haben die DAX-Unternehmen im Spannungsfeld zwischen einer Kopplung der Wertentwicklung des Vermögens an die Wertentwicklung der Verpflichtungen - also einem Liability Driven Investment, LDI - einerseits und einer Anlage in möglichst ertragbringende Anlageklassen andererseits die richtigen Entscheidungen getroffen“, so der Kommentar von Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investment Consulting von Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zu den Ergebnissen.
Im Hinblick auf die festverzinslichen Wertpapiere steigen die Herausforderungen für das Jahr 2013 allerdings an, da nicht mehr mit einer gleichermaßen positiven Entwicklung gerechnet werden kann. „Für 2013 werden die DAX-Unternehmen die ertragbringenden Anlageklassen weiter diversifizieren und illiquide Anlageklassen gezielt weiter ausbauen müssen“, so Herwig Kinzler weiter.
Der Rechnungszins für die Bewertung der Pensionsverpflichtungen ist im Jahr 2012 durch ein deutliches Absinken der Renditen von hochrangigen Unternehmensanleihen um mehr als 1 Prozentpunkt gesunken. Die hierdurch entstandenen versicherungsmathematischen Verluste in Höhe von 49 Mrd. Euro belasten allerdings nicht das Jahresergebnis 2012, sondern werden im Eigenkapital ausgewiesen oder außerhalb der Bilanz vorgetragen. Insgesamt ist der Verpflichtungswert auf die Rekordhöhe von 311 Mrd. Euro (Vorjahr: 256 Mrd. Euro) gestiegen.
Der Anstieg der DBO (Defined Benefit Obligation) konnte durch den ebenfalls überdurchschnittlichen Anstieg des Planvermögens allerdings nur teilweise kompensiert werden. Der Dotierungsgrad sank um etwa 4 Prozentpunkte auf rund 62 Prozent ab. „Dies ist für die DAX-Unternehmen allerdings nicht mit unmittelbaren Konsequenzen verbunden, weil die Festlegung eines Dotierungsgrades eine unternehmerische Entscheidung ist. Anders ausgedrückt: Kein DAX-Unternehmen muss Nachdotierungen vornehmen; vielmehr kann eine Entspannung des Zinsniveaus abgewartet werden“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer in Deutschland.
Auch in den USA und in UK führten deutlich gesunkene Zinsen zu Rekordwerten bei den Pensionsverpflichtungen, wie Mercer-Analysen zeigen. In den USA stieg die Deckungslücke der S&P 1500-Firmen in 2012 um 73 Mrd. US-Dollar auf ein Rekordhoch von 557 Mrd. US-Dollar. Durch ein überdurchschnittliches Wachstum der Pensionsvermögen und zusätzliche Einzahlungen konnte der Deckungsgrad mit 74 Prozent (2011: 75 Prozent) jedoch nahezu konstant gehalten werden. Ein ähnliches Bild ergibt sich in UK: Hier konnten die FTSE 350-Firmen trotz kräftig gesunkener Rechnungszinsen durch ein außerordentliches Wachstum bei den Pensionsvermögen und zusätzliche Einzahlungen den Deckungsgrad bei den Pensionsplänen mit 89 Prozent ebenfalls fast konstant halten.
Ab dem 01.01.2013 ist der im Jahr 2011 neu erschienene Standard für Pensionsverpflichtungen zwingend umzusetzen. Unternehmen dürfen dann nicht mehr den erwarteten Ertrag aus dem Planvermögen in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen, sondern nur noch einen Zinsertrag auf Basis desjenigen Zinssatzes, der auch für die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen verwendet wird. Ab 2013 muss daher mit einem geminderten Ertrag von insgesamt etwa 1 Mrd. Euro pro Jahr gerechnet werden.
Mit dem Übergang auf den neuen Standard müssen gleichzeitig alle bisher noch nicht in der Bilanz erfassten Verpflichtungen ausgewiesen werden. Hiervon betroffen ist allerdings im Wesentlichen nur ein kleinerer Teil der DAX-Unternehmen, der noch die sog. Korridormethode anwendet. Nach diesem Verfahren dürfen versicherungsmathematische Verluste vorgetragen werden. Für diese DAX-Unternehmen ist mit einer erstmaligen Erfassung von etwa 22 Mrd. Euro zu rechnen. Auch diese Beträge werden erfolgsneutral gegen das Eigenkapital gebucht und belasten somit nicht den Unternehmenserfolg des Jahres 2013.
„Für Unternehmen, die bisher bereits versicherungsmathematische Verluste erfolgsneutral erfassen, sind die Auswirkungen weniger bedeutsam. Einzelne Unternehmen haben auch schon von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den neuen Standard freiwillig vorgezogen anzuwenden, bei den DAX-Unternehmen beispielsweise Merck“, erklärt Thomas Hagemann.
Neben den materiellen Auswirkungen in Bilanz und Erfolgsrechnung fordert der neue Standard die Unternehmen vor allem mit zusätzlichen Berichtspflichten. So müssen beispielsweise die Auswirkungen von Änderungen des Rechnungszinssatzes und anderer Bewertungsannahmen angegeben werden. Außerdem müssen die Unternehmen über die Risiken in den Versorgungswerken berichten, so dass die Anleger über die reinen Bilanzzahlen weitere Informationen zur Einschätzung der Unternehmen erhalten.
Unabhängig von dem Übergang auf den neuen Standard wird seit dem letzten Jahr eine Diskussion um die Festsetzung des Rechnungszinssatzes geführt. Nach der bisherigen Vorgehensweise wird der Rechnungszins auf der Basis von Anleihen festgesetzt, die ein Rating von AA haben. Kritiker dieser Vorgehensweise bemängeln, dass die Rating-Agenturen bei der Einstufung kritischer geworden sind und dies bei der Zinsfestsetzung zu berücksichtigen ist. „Das Thema beschäftigt derzeit sowohl das IFRS Interpretations Committee als auch das IAS-Board und damit die Organisationen, die die Vorgaben für die internationalen Rechnungslegungsvorschriften machen. Bisherige Verlautbarungen lassen keine gravierenden Lockerungen erwarten, aber es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussionen weiterentwickeln werden“, so Hagemann weiter.
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