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D&B stuft Deutschland herab

19.06.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: D&B Germany.

Deutschland verliert Toprating und rutscht von DB1d auf DB2a – mit weiterhin negativem Ausblick // Nur noch Australien, Kanada, Norwegen, Schweden und die Schweiz mit Toprating DB1d

Nun also doch: Mitte Juni stufte der Wirtschaftsinformationsdienst D&B das Länderrating Deutschlands von DB1d auf DB2a herab. Auch die künftige Entwicklung wird negativ bewertet. Bislang hatte sich die deutsche Wirtschaft dank erfolgreichem Export gerade auch in Nicht-EU-Staaten von der Abwärtsspirale in den übrigen Eurostaaten abkoppeln können. Nach neuester Analyse des Wirtschaftsinformationsdienstes ist das nun aber nicht mehr möglich. „Obwohl bis zuletzt die Hoffnung bestand, die anhaltende ökonomische Stärke Deutschlands könnte die EU-Partnerländer beflügeln oder zumindest ihren Absturz verhindern, können neueste ökonomische Zahlen diese These nicht mehr stützen“, erläutert Thomas Dold, Geschäftsführer D&B Deutschland, die aktuelle Entwicklung. Einziger Lichtblick derzeit: Bei den Aussichten für 2013 liegt Deutschland mit 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum weit über denen für die Eurozone.

Trotzdem steht Deutschland mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent im Jahr 2012 (2013: voraussichtlich 1,1 Prozent) noch vergleichsweise gut da. Sorgen hingegen macht den Zahlungsexperten von D&B die starke Abschwächung verschiedener Konjunkturbarometer. Insbesondere die vom März auf April 2012 um 2,2 Prozent gesunkene Industrieproduktion fiel höher aus als von Marktteilnehmern erwartet. Ebenso sanken die Exporte im Mai verglichen mit dem Vormonat. „Auch wenn die Betrachtung von Monat zu Monat noch über keine große Aussagekraft verfügt und auch saisonale Effekte stets eine Rolle spielen, ist eine Eintrübung der wirtschaftlichen Entwicklung unverkennbar“, so die Einschätzung Dolds. Auf Impulse für mehr Wachstum kann Deutschland derzeit weder aus den Nachbarländern der EU noch aus China hoffen.

Regieren wird komplizierter – Machtverhältnisse verschieben sich

Auch der Regierung und mit ihr Bundeskanzlerin Angela Merkel bläst der Wind scharf ins Gesicht. Einerseits regt sich in der Eurogruppe zunehmend Widerstand gegen die harte Haltung Deutschlands in Person der Kanzlerin. Hier stellt sich die Frage, inwieweit Deutschland seine starre Haltung gegenüber den Schuldenstaaten oder dem Eurobond weiter durchziehen kann, ohne sich dabei selbst am Ende zu schaden. Andererseits wird für Kanzlerin Merkel auch das Regieren im Inland zunehmend schwieriger. Die andauernden Querelen in der Regierungskoalition, die zuletzt schlechten Wahlergebnisse ihrer Partei bei den Landtagswahlen und der bevorstehende Bundestagswahlkampf mit sinkenden Werten für die Regierungsparteien sind Ausdruck möglicher Verschiebungen der politischen Machtverhältnisse in Deutschland. Der Unklarheit über deren Ausgang trägt die Herabstufung ebenfalls Rechnung.

Deutschlands Bankensektor schwächelt

Hinzu kommt, dass auch die Leistungsfähigkeit des deutschen Bankensystems immer stärker in den Fokus internationaler Beobachter rückt. Die Herabstufung sechs deutscher Banken durch die Agentur Moody’s Anfang Juni 2012 ist nur ein Beleg für die Komplexität des Gesamtsystems – nicht nur innerhalb Europas. Die Angst, anstehende Verluste aufgrund zu dünner Kapitaldecken nicht ohne weiteres abfedern zu können, verstärkt zudem den Druck, vorhandene Kapitalreserven zu erhöhen.

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