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Charta der Vielfalt warnt: Deutschland verschenkt Chancen der Zuwanderung

25.09.2013  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Charta der Vielfalt e.V..

Der Wirtschaftsstandort Deutschland schöpft das Potenzial ausländischer Fachkräfte nur zu einem Bruchteil aus. Zu diesem Ergebnis kommt der Charta der Vielfalt e.V. in einem eben veröffentlichten Dossier.

Die Autorinnen und Autoren – unter anderem von der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), dem Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) oder dem Forschungsinstitut betriebliche Bildung (f-bb) – haben 29 Einzelstudien ausgewertet, um die Chancen ausländischer Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu analysieren.

Das Ergebnis überrascht. In den vergangenen fünf Jahren haben lediglich fünf Prozent der deutschen Unternehmen weltweit nach Fachkräften gesucht. Dabei hatten sie dafür noch nie bessere Bedingungen: Dank Blue Card, den Reformen im Zuwanderungsrecht und den Anerkennungsgesetzen für ausländische Bildungsabschlüsse gehört Deutschland nach Auswertung der OECD zu den Ländern mit den geringsten rechtlichen Hürden für die Einstellung neuer Beschäftigter aus aller Welt.

Doch auch die Fähigkeiten von Migrantinnen und Migranten, die bereits in Deutschland leben, nutzt die Wirtschaft kaum. Rund 70 Prozent der Akademiker/-innen mit Migrationshintergrund arbeiten auf Stellen, für die sie überqualifiziert sind. „Das ist paradox. Einerseits sollen qualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer die Fachkräftelücke schließen. Andererseits kann die Wirtschaft mit diesem Potenzial nichts anfangen. Viele Unternehmen denken, dass sprachliche und kulturelle Barrieren nur schwer abzubauen sind“, sagte Aletta Gräfin von Hardenberg, Geschäftsführerin des Charta der Vielfalt e.V.

Ein Irrglaube mit weitreichenden Folgen: Viele Zuwanderinnen und Zuwanderer verlassen Deutschland aufgrund mangelnder beruflicher Perspektiven schnell wieder. Im vergangenen Jahr sind zwar mehr als eine Million Migrantinnen und Migranten neu nach Deutschland gekommen. Doch im gleichen Zeitraum zogen 712.000 Menschen mit ausländischen Wurzeln auch wieder weg – fünf Prozent mehr als 2011. 75 Prozent der ausländischen Studierenden geben an, gern in Deutschland bleiben zu wollen. Doch nur jede/-r Dritte tut das auch. Der Rest findet nicht schnell genug Arbeit oder fühlt sich in Deutschland unwillkommen.

Aletta Gräfin von Hardenberg: „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen sich dringend darauf verständigen, wie eine Willkommenskultur aussehen soll, die an Zuwanderinnen und Zuwanderer eine klare Botschaft aussendet: Wir brauchen euch und unterstützen euch gern dabei, in Deutschland zu bleiben.“ Der Schritt, rechtliche Hürden abzubauen, sei richtig. Die Politik könnte jedoch gerade kleinen und mittleren Unternehmen noch besser dabei helfen, diese Möglichkeiten auch zu nutzen. „Viele Unternehmen wissen nicht, wie leicht sie es theoretisch haben, ausländische Fachkräfte zu beschäftigen oder sie über staatlich finanzierte Sprach- und Integrationskurse besser einzubinden. Hier muss dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden.“


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