21.02.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Towers Watson GmbH.
Der Ausfinanzierungsgrad der Pensionspläne von DAX- und MDAX-Unternehmen ist im Verlauf des Jahres 2012 deutlich gesunken (-7,7 bzw. -5,0 Prozentpunkte), wie eine auf Modellberechnungen basierende aktuelle Studie von Towers Watson zeigt. Diese Entwicklung geht vor allem auf den Rechnungszins zurück, der im Betrachtungszeitraum den Modellierungen zufolge um 140 Basispunkte auf 3,35 Prozent zum Stichtag 31.12.2012 nachgab. Jedoch stieg der Rechnungszins bereits im Januar 2013 auf 3,7 Prozent, was als erstes Anzeichen einer Zinsnormalisierung gedeutet werden kann. Damit dürfte sich auch das – im Jahresverlauf 2012 herausfordernde – Umfeld für die Pensionswerke entspannen.
Zu diesem Ergebnis kommt die Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ der Unternehmensberatung Towers Watson. Die Studie analysiert seit 2003 die aktuellen Entwicklungen der Pensionsverpflichtungen sowie die Erträge der hierfür reservierten Kapitalanlagen anhand von Musterplänen für DAX und MDAX.
In der Folge des historisch niedrigen Rechnungszinses zum Jahresende 2012 werden die Pensionsverpflichtungen mit einem höheren Wert in den Bilanzen angesetzt. Sie stiegen im DAX auf 317 Milliarden Euro (Ende 2011: 259 Milliarden Euro) und im MDAX auf 41 Milliarden Euro (Ende 2011: 34 Milliarden Euro). Dieser Verpflichtungsanstieg konnte auch durch die guten Anlageerträge auf die pensionsspezifischen Vermögenswerte (rund 12 Prozent in 2012) nicht kompensiert werden. Insgesamt stehen den Pensionsverpflichtungen spezifisch hierfür reservierte Vermögenswerte in Höhe von 184 Milliarden Euro (DAX) bzw. 18 Milliarden Euro (MDAX) gegenüber.
„Die Entwicklung des Deckungsgrads in 2012 illustriert deutlich, wie stark die Bewertung der Pensionsverpflichtungen mit dem Rechnungszins schwankt“, erklärt Dr. Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs „Betriebliche Altersversorgung“ bei Towers Watson. Er rechnet vor: „Hätte man zum Jahresende 2012 den höheren Rechnungszins vom 31. Januar 2012 zugrunde legen können, wären die Pensionsverpflichtungen niedriger eingestuft worden und der der Ausfinanzierungsgrad der DAX-Pensionspläne läge dann bei knapp über 60 Prozent. Das historische Zinstief wurde ausgerechnet zum Bilanzierungsstichtag 31. Dezember 2012 erreicht.“
Der bAV-Experte zeigt sich jedoch vorsichtig optimistisch: „Der aktuelle Zinsanstieg kann als erstes Anzeichen einer Normalisierung der Märkte und einer Abschwächung der Eurokrise gedeutet werden. Damit würde sich auch die Situation für die Pensionswerke entspannen.“
Jasper weist darauf hin, dass das Niedrigzinsumfeld in 2012 zweifellos eine Herausforderung für viele Pensionspläne darstellt: „In diesem Umfeld wurde die Kapitalanlage deutlich erschwert, was die Kosten der bAV, insbesondere bei traditionellen Leistungszusagen, steigen ließ. Jedoch haben insbesondere große Unternehmen häufig schon auf modernere Pensionszusagen umgestellt, deren Ausfinanzierungsgrad auch bei Kapitalmarktschwankungen eher stabil bleibt“, so der bAV-Berater.
Jasper weiß aus der Beratungspraxis: „Das aktuelle Umfeld ist für viele Unternehmen ein Anlass, die Gestaltung und Finanzierung ihrer Pensionswerke zu prüfen und bei Bedarf zu modernisieren. Wir erleben dabei, dass Unternehmen weiterhin auf die bAV als einen wichtigen Vergütungsbaustein im Wettbewerb um gute Mitarbeiter setzen.“ In einer Umfrage von Towers Watson stimmten 67 Prozent der befragten HR- und bAV-Verantwortlichen der Aussage zu, dass sich talentierte Mitarbeiter nur gewinnen lassen, wenn nicht zuletzt das bAV-Angebot stimmt.
BAV-Angebote stoßen gleichzeitig auf ein deutliches Interesse bei den Mitarbeitern, wie Studien von Towers Watson belegen. Jasper ergänzt: „Mitarbeiter setzen auf die bAV als zweitwichtigsten Baustein für ihre Altersversorgung. Mitarbeiter unter 30 Jahren vertrauen sogar stärker auf die bAV als auf die gesetzliche Rente. Ein guter Pensionsplan bietet daher eine Win-win-Situation für beide Seiten – für Unternehmen und Mitarbeiter.“
Dem „German Pension Finance Watch“ liegen Benchmark-Pensionspläne mit unterschiedlichen Ausfinanzierungsgraden zugrunde. Ein Musterplan (100-Prozent-Plan) stützt sich auf ein Szenario, bei dem die Pensionslasten von Unternehmen zum Stichtag 31. Dezember 2003 voll mit extern angelegtem Vermögen unterlegt waren. Zwei weitere Musterpläne (DAX- bzw. MDAX-Plan) zeichnen die durchschnittliche Entwicklung bei Pensionsverpflichtungen und Kapitaldeckung der Unternehmen in dem jeweiligen Börsenindex nach. Analysiert werden die aktuellen Entwicklungen auf der Verpflichtungsseite sowie die Erträge der für Pensionsverpflichtungen reservierten Kapitalanlagen. Die Untersuchung ergänzt die von Towers Watson herausgegebenen Studien zu US-amerikanischen und weltweiten Benchmark-Pensionsplänen (Global Pension Finance Watch), die ebenfalls quartalsweise erscheinen.
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