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Aktuelle Mercer-Analyse: DAX-Unternehmen schlagen Musterportfolios

20.03.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Mercer LLC.

Pensionsverpflichtungen und -vermögen der DAX30-Unternehmen sind 2011 gegenüber dem Vorjahr um rund 4 Prozent angestiegen // Durch erfolgreiches Anlagemanagement konnten Verluste vermieden werden // Der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen liegt weiterhin nahezu unverändert bei 66 Prozent

Der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen lag bei den DAX30-Unternehmen im Jahr 2011 bei 66 Prozent und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr erneut nicht verändert. Bei den Verpflichtungen und dem Vermögen hat es allerdings durchaus Veränderungen gegeben, wie eine Analyse des Beratungsunternehmens Mercer zeigt: Die Pensionsverpflichtungen und -vermögen in den IFRS-Abschlüssen sind 2011 um rund 4 Prozent angestiegen. Der Anstieg bei den Pensionsvermögen zeigt, dass die DAX-Unternehmen ein erfolgreiches Asset-Management betreiben. Prognosen zu Beginn des Jahres auf Basis von Musterportfolios deuteten nämlich einen Rückgang des Pensionsvermögens an, der mit einer Senkung des Dotierungsgrades um 2 Prozentpunkte einhergegangen wäre.

„Die DAX-Unternehmen konnten erneut Veränderungen auf Verpflichtungs- und Vermögensseite gegeneinander aufrechnen und die Deckung der Pensionsverpflichtungen auf hohem Niveau halten“, kommentiert Stefan Oecking, Partner bei Mercer in Deutschland, die Ergebnisse der Analyse. Dieser liegen die bereits veröffentlichten Geschäftsberichte von 22 DAX-Unternehmen, die über 80 Prozent der Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen im DAX repräsentieren, zugrunde.

Weiterhin niedriger Rechnungszins sorgt für hohes Niveau der Pensionsverpflichtungen

Hochgerechnet auf alle DAX30-Unternehmen sind die Pensionsverpflichtungen 2011 auf rund 257 Mrd. Euro gestiegen (2010: ca. 248 Mrd. Euro). „Der Anstieg der Pensionsver-pflichtungen beruht teilweise auf einer weiteren Absenkung des Rechnungszinssatzes und teilweise auf Sondereffekten wie Währungsumrechnungen“, so Stefan Oecking weiter. Auf Basis des Rechnungszinses ermitteln Unternehmen den heutigen Gegenwert zukünftiger Rentenzahlungen. Er ist vom Kapitalmarkt abhängig und orientiert sich an Unternehmensanleihen hoher Qualität. „Infolge der Finanzmarktkrise war der Rechnungszins 2008 auf etwa 6 Prozent gestiegen und hatte damit den Umfang der Pensionsverpflichtungen gedrückt. Seitdem mussten die Unternehmen ihren Rechnungszins jedes Jahr senken, wenngleich die Reduzierung im Jahr 2011 nicht mehr so bedeutsam war wie in den Vorjahren“, erläutert Oecking. Allerdings gibt es große Unterschiede bei der Höhe des angesetzten Rechnungszinssatzes: Die Spanne reicht im Euroraum von 4,3 bis 5,3 Prozent, was erhebliche Bewertungsunterschiede nach sich zieht.

Renditen der Pensionsvermögen deutlich besser als beim Vergleichsportfolio

Die DAX30-Pensionsvermögen erreichen mittlerweile einen Wert von 170 Mrd. Euro (Vorjahr: 165 Mrd. Euro). Das Vermögen wurde durch Dotierungen in Höhe von etwa 11 Mrd. Euro erhöht und um Rentenzahlungen von etwa 9 Mrd. Euro vermindert. Als Rendite haben die Unternehmen immerhin etwa 5 Mrd. Euro erwirtschaftet. „Die Unternehmen haben trotz der widrigen Marktumstände ein erfreuliches Ergebnis in der Vermögensanlage erzielt. Modellrechnungen zum Jahresanfang deuteten eher auf einen leichten Verlust in der Kapitalanlage hin“, erläutert Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investment Consulting von Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Im Unternehmenserfolg wird allerdings nicht der tatsächliche Ertrag des Pensionsvermögens, sondern der am Jahresanfang langfristig erwartete Ertrag erfasst. Da die langfristigen Renditeerwartungen zu Jahresbeginn recht positiv waren, konnten die DAX-Unternehmen etwa 9 Mrd. Euro erfolgswirksam vereinnahmen. Der Minderertrag von 4 Mrd. Euro belastet nicht das Unternehmensergebnis, sondern wird entweder im Eigenkapital erfasst oder unter Anwendung der sogenannten Korridormethode auf spätere Geschäftsjahre vorgetragen.

„Diese Vorgehensweise hat allerdings nichts mit Bilanztrickserei zu tun, sondern entspricht den Vorschriften der internationalen Rechnungslegungsgrundsätze IFRS. Hintergrund ist die Annahme, dass sich positive und negative Abweichungen von der langfristigen Renditeerwartung im Zeitablauf ausgleichen und so eine unnötige Volatilität im Ergebnis vermieden wird“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer in Deutschland.

Dass dieser Ausgleich nicht nur Theorie ist, zeigt schon ein Blick ins Vorjahr: Auch 2010 wurde ein erwarteter Ertrag von etwa 8 Mrd. Euro erfolgswirksam vereinnahmt. Allerdings fiel der tatsächliche Ertrag am Jahresende sogar um 4 Mrd. Euro höher aus.

„Diese positiven Ergebnisse sind aber nur möglich, wenn die Unternehmen neben einer strategischen Asset Allocation auch dynamische Steuerungsimpulse und Marktopportunitäten aktiv nutzen. Ein Musterportfolio entsprechend der Zusammensetzung der Pensionsvermögen im DAX hat beispielsweise in den letzten drei Jahren eine Durchschnittsrendite von 4,8 Prozent erzielt, während die DAX-Unternehmen regelmäßig erwartete Renditen von 6 Prozent und mehr ansetzen. Dass diese höheren Renditen gerechtfertigt sein können, haben die DAX-Unternehmen in den letzten zwei Jahren eindrucksvoll demonstriert“, erläutert Kinzler.

Im Ausland klaffen deutlich größere Deckungslücken

Außerhalb Deutschlands sehen die Ergebnisse der Unternehmen nicht so positiv aus. Eine Mercer-Untersuchung auf Basis der FTSE350-Pensionspläne, dem britischen Pendant zum DAX30, zeigt eine Reduzierung des Deckungsgrades zum 31.12.2011 auf 85 Prozent (ggü. 88 Prozent im Vorjahr). Das entspricht einem Defizit von 84 Mrd. Pfund. Noch stärker fiel der Deckungsgrad in den USA, wie eine Mercer-Untersuchung der S&P1500-Unternehmen ergab: Er sank hier im Jahr 2011 von 81 auf 75 Prozent, das Defizit wuchs auf 484 Mrd.US-Dollar an – und wäre noch deutlicher angestiegen, wenn die Unternehmen nicht 50 Mrd. US-Dollar zugeschossen hätten.

Während im Ausland Deckungslücken kurzfristige Auswirkungen auf die Unternehmen haben können, weil Dotierungsverpflichtungen zu erfüllen sind, können die Unternehmen in Deutschland bei kurzfristigen Kursverlusten in der Regel wesentlich ruhiger reagieren. Hier besteht derzeit für solche Verpflichtungen keine gesetzliche Mindestdotierungsverpflichtung. Bei Pensionskassenverpflichtungen geben allerdings aktuell europäische Überlegungen hinsichtlich verschärfter Eigenkapitalanforderungen Anlass zur Sorge unter den deutschen Altersversorgungsexperten. Bei Pensionskassen wird bereits schärfer (bzw. vorsichtiger) gerechnet als bei den hier betrachteten Deckungslücken unter IFRS. Zusätzliche Eigenkapitalanforderungen drohen die Altersversorgung – aus deutscher Sicht unnötig – zu verteuern.

Quelle: Mercer LLC

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