24.05.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim.
„In der Informationswirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe fallen für etwa jedes zweite Unternehmen die negativen Aspekte der DSGVO schwerer ins Gewicht als mögliche positive Aspekte. Entsprechend gibt es nur wenige Unternehmen, die der DSGVO ein gutes Zeugnis ausstellen. Nur für sieben Prozent in der Informationswirtschaft und zwei Prozent im Verarbeitenden Gewerbe überwiegen die positiven Aspekte der Verordnung“, kommentiert Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“, die Ergebnisse.
In fast 60 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft haben sich Geschäftsprozesse durch die DSGVO verkompliziert. Zur Einhaltung der neuen Regeln mussten mitunter umfassende Veränderungen der Informationspflichten und der Betroffenenrechte beachtet sowie Konzepte wie Privacy-by-Design und Privacy-by-Default umgesetzt werden. So hat die Umsetzung der DSGVO in 63 Prozent der Unternehmen zu einem hohen Arbeitsaufwand geführt. Auch der aktuelle Aufwand für die Einhaltung der DSGVO wird von der Mehrzahl der Unternehmen als hoch eingestuft. Darüber hinaus berichtet über die Hälfte der Unternehmen von zusätzlichen Kosten für Mitarbeiterschulungen und einem gestiegenen Bedarf an externer Beratung.
Laut Einschätzung einiger Unternehmen hatte die DSGVO zudem negative Effekte auf die eigene Geschäftstätigkeit. So gibt jedes vierte Unternehmen in der Informationswirtschaft an, dass durch die DSGVO Innovationen gebremst wurden – bei den großen Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten beläuft sich dieser Anteil sogar auf 38 Prozent. „Darüber hinaus können die Neuregelungen aus Sicht der Unternehmen auch ein Hindernis für den Einsatz neuer Technologien darstellen, vor allem wenn diese auf qualitativ hochwertigen und großen Datenmengen beruhen, wie es beispielsweise bei der Künstlichen Intelligenz (KI) der Fall ist. So berichten 18 Prozent der Unternehmen, dass die DSGVO den Einsatz neuer Technologien wie KI erschwert oder verhindert hat. Bei den große Unternehmen der Informationswirtschaft sehen sogar 30 Prozent eine Barriere für die Einführung neuer Technologien“, so Erdsiek. Möglicherweise aufgrund solcher Einschränkungen verbindet fast jedes zehnte Unternehmen mit der DSGVO eine Gefahr für die eigene Geschäftstätigkeit.
„Sowohl im Dezember 2017 als auch im März 2020 haben wir die Unternehmen der Informationswirtschaft schon einmal zu ihrer Einschätzung der Neuregelungen befragt. Auf Basis dieser Vergleichswerte lässt sich festhalten, dass sich die kritische Sicht der Unternehmen auf die DSGVO im Zeitverlauf kaum verändert hat. Eher sind die negativen Aspekte der Verordnung etwas häufiger eingetreten als die Unternehmen im Dezember 2017 – also kurz vor Inkrafttreten der DSGVO – erwartet hatten“, fasst Erdsiek zusammen.
Neben den negativen Aspekten berichten die Unternehmen allerdings auch von positiven Auswirkungen. So geben 41 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Prozesse überprüft und optimiert wurden und in 28 Prozent der Unternehmen wurden in diesem Zuge die Verfahren zur Verarbeitung von Daten standardisiert. Für ein Viertel der Unternehmen hat die DSGVO zu einer erhöhten Rechtssicherheit geführt – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zu März 2020. Gestiegen ist auch der Anteil der Unternehmen, die durch die DSGVO von einem Vertrauenszuwachs der Kundinnen und Kunden ausgehen (von zwölf auf 20 Prozent). Weniger verbreitet ist aber die Überzeugung, dass sich die DSGVO positiv auf die Geschäftsentwicklung des eigenen Unternehmens ausgewirkt hat (sechs Prozent) oder zu einem Wettbewerbsvorteil für EU-Unternehmen auf internationalen Märkten geführt hat (sechs Prozent).
An der ZEW-Befragung beteiligten sich im März 2024 rund 1.350 Unternehmen der Informationswirtschaft, die sich aus IKT-Branche, Mediendienstleistern und wissensintensiven Dienstleistern zusammensetzt, und des Verarbeitenden Gewerbes.
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